2013 Stalinbahn 503/Turuchan
Auf Tour
Mit Booten und zu Fuß von Janov Stan nach Jermakovo
1. - 16. September 2013
Orientierung
Von Düsseldorf fliegen wir über Moskau und Krasnojarsk nach Turuchansk und erreichen dort die Region der Stalinbahn.
Mehr Informationen zur Stalinbahn selbst und unseren anderen Reisen dorthin: www.Stalinbahn-Trilogie.de
Der orange Rahmen markiert das Zielgebiet dieser Tour (siehe Karte unten).
Von Turuchansk fliegen wir mit dem Hubschrauber bis zur meteorologischen Station Janov Stan.
Dort pumpen wir unsere Schlauchboote auf und folgen auf dem Fluß für zirka 70 Kilometer die parallel verlaufende Trasse der Stalinbahn.
Bei dem ehemaligen Ort Kostjor zweigt die Trasse vom Turuchan ab.
Von dort wandern wir die restlichen 70 Kilometer auf den Überresten der Trasse bis Jermakovo.
In Jermakovo werden wir von einem Motorboot abgeholt. Von Turuchansk geht es mit Linienflügen zurück nach Düsseldorf.
Janov Stan / Paddeln auf dem Turuchan
Von Turuchansk geht es für uns mit dem Helikopter weiter. Überhaupt werden Ziele im Umkreis von mehreren hundert Kilometern nur mit diesem Verkehrsmittel bedient.
Aus der Luft können wir den ersten Eindruck von dem gewinnen, was nach 60 Jahren von der Eisenbahnstrecke noch übrig geblieben ist.
Uns wird klar, dass es nicht einfach wird auf der Trasse voran zu kommen.
Landung in Janov Stan: Die wenigen Hütten als Dorf zu bezeichnen, wäre schon eine Übertreibung.
Lediglich die offizielle Wetterstation (roter Pfeil) ist der Grund dafür, dass die ehemals so wichtige Endstation der Bahn überhaupt noch existiert.
Roter Kreis oben: Reste der unfertigen Brücke über den Turuchan.
An der unfertigen Brücke sind die letzten Schalhölzer schon nicht mehr entfernt worden. Der Bahnbau ist von Stalins Nachfolgern abrupt beendet worden.
Westlich der Brücke ist die Trasse 32 Kilometer vorangetrieben worden und ist mit Schienen ausgebaut. Heute sind dort noch 2 Lokomotiven inkl. Tender und Waggons – von den Schienen gestoßen - zu finden.
Aufbruch in Yanov Stan - die erste Etappe beginnt.
Mit unseren Booten inspizieren wir zunächst - diesmal vom Wasser aus - die unfertige Brücke über den Turuchan (man beachte die Höhe der Pfeiler).
Dann zieht es uns nach Osten. Zirka die erste Hälfte der insgesamt 136 km bis Yermakovo legen wir mit den Booten auf dem parallel zur Trasse verlaufenden Turuchan zurück. Dabei treffen wir auch auf Brücken, die seinerzeit fertiggestellt worden sind und in Betrieb waren (hier: Brücke über den Makovskaja, ein Nebenfluss des Turuchan).
Genächtigt wird wie immer im Zelt. Im Hintergrund kann man die Ruine eines ehemaligen Bahnhofgebäudes erkennen.
Blick in ein Haus innerhalb eines Gefangenenlagers. Es wundert uns wieviel Aufwendung betrieben wurde, um das Haus heimisch zu machen (siehe: Aufwendige Verkleidung der Balken, farbige Bordüren an der Wand).
Wandern auf der Trasse
Nach zwei Tagen Paddeln verlassen wir planmäßig den Fluß und müssen zu Fuß auf der Trasse weiter. Unser Gepäck, den Proviant für 10 Tage sowie die Boote inklusive der Paddel + Schwimmwesten auf dem Rücken zu tragen, geht einfach nicht. Daher bauen wir uns einen einachsigen Wagen.
Die Karre läuft anfänglich erstaunlich gut. Das Foto zeigt optimale Bedingungen, die wir nur selten im Bereich der sandigen Brückenrampen vorgefunden haben. Ansonsten sind alle am Fortkommen durch die zugewucherte Trasse beteiligt: Zwei gehen voran und machen den Weg frei - einer davon sägt in Bodennähe Sträucher ab. Einer zieht die Karre und der Letzte läuft hinterher und befreit die Räder regelmäßig von verhedderten Zweigen.
Leider lässt das Gelände irgendwann ein vernünftiges Fortkommen nicht mehr zu. Gestrüpp und Sümpfe zwingen uns immer öfter, den Wagen zu entladen und die Säcke zu tragen.
Schweren Herzens müssen wir den Wagen und damit unsere Boote aufgeben.
Bei einer anderen Brücke (über den Fluß Barabaniha) ist ein Brückensegment vom Pfeiler gefallen, so dass wir die Schwellen als Leitersprossen nutzen, um auf den mittleren Teil der Brücke zu kommen.
Je näher wir uns unserem Ziel, der ehemaligen Stadt Jermakovo nähern, desto schlechter werden die Brücken. Bei der hier gezeigten Ruine über die "Kleine Vymsky" ist der sandige Brückenkopf komplett weggespült (siehe roter Kreis), so dass wir von der Brücke ins Gebälk klettern müssen (siehe Pfeil).
Video vom Fortkommen auf dem Turuhan und auf der Bahntrasse:
https://www.youtube.com/watch?v=gRC96xAO7Uo
https://www.youtube.com/watch?v=gRC96xAO7Uo
Jermakovo
Die Stadt Jermakovo gibt es nicht mehr. Die meisten Häuser sind verfallen, nur das ehemals riesige Kraftwerk erinnert an das, was hier alles unter Dampf und elektr. Strom gehalten wurde.
Hier sehen wir nach 9 Tagen die ersten Menschen: Den Fischer Alexander mit drei Helfern. Er teilt uns eine Hütte zu (nach 10 Nächten im klammen Zelt eine Wohltat) und schenkt uns ein Exemplar aus seinem letzten Fang, den wir umgehend zubereiten.
Am Ende der Strecke entdecken wir noch drei Lokomotiven und schon stehen wir vor den wenigen Fischerhütten, die Jermakovo heute ausmachen.
Mit einem Tag Verspätung (und mit erheblichem Nachdruck aus Moskau) kommt das Motorboot, dass wir uns zu Beginn unserer Reise nach Jermakovo bestellt haben. Mit fast 60 km/h flitzen wir die 170 km über den Jenissej nach Turuhansk.
Wir sind froh, dass wir den Flughafen 2 ½ Stunden vor Abflug unseres Fliegers doch noch erreicht haben. Das war echt knapp ...
Jermakowo am Jenissej: Entstehung und Verfall
https://www.youtube.com/watch?v=2xnS586P1MM
https://www.youtube.com/watch?v=2xnS586P1MM